Laut einer Veröffentlichung des dänischen Soziologen Jens Fyhn Lykke Sørensen haben vielmehr zahlreiche Studien gezeigt, dass in reichen Ländern die Landbevölkerung zufriedener ist. Ein Phänomen, das Forscher und Forscherinnen auch das „rural happiness paradox“ nennen, das „Paradox der glücklichen Landbevölkerung“. Von einem Paradox spricht man deshalb, weil die größten Städte eben scheinbar so viel mehr Möglichkeiten und gute Lebensbedingungen bieten – und weil es in Entwicklungsländern tatsächlich so ist, dass die Einwohner und Einwohnerinnen in Großstädten zufriedener sind.
Innerhalb der Europäischen Union, in Australien und den USA aber zum Beispiel gilt genau das Gegenteil. Großstädter und ‑städterinnen bewerten ihre subjektive Lebensqualität dort regelmäßig schlechter als die Landbevölkerung. Sørensen hat sich mit den Gründen dafür auseinandergesetzt. Dazu hatte er eine Telefonbefragung von insgesamt rund 2000 Dänen und Däninnen zu deren Wohnorten, Lebensumständen und genereller Zufriedenheit ausgewertet.
Seine erste Hypothese lautete: Das Stadtleben macht deshalb unzufrieden, weil es oft unfreiwillig und nur wegen der Jobmöglichkeiten gewählt wird. Das wurde in der Befragung aber nicht bestätigt. Sørensens zweite Hypothese war, dass es im ländlichen Raum stärkere soziale Bindungen gibt, die zufriedener machen. Und so war es auch: Über die stärksten sozialen Bindungen wurde durchweg in den am dünnsten besiedelten Gebieten berichtet, über die schwächsten in Städten mit der höchsten Einwohnerdichte.
Bildung und Einkommen scheinen keine besondere Rolle zu spielen
Auch der leichtere Zugang zur Natur wirkte sich laut Sørensens Auswertung auf die Zufriedenheit aus. Beide Faktoren zusammengenommen konnten das „Paradox der glücklichen Landbevölkerung“ seiner Analyse zufolge am besten erklären. Der Bildungshintergrund oder das Einkommen schienen hingegen keine besondere Rolle zu spielen. Laut Sørensen dürfte das daran liegen, dass die Einkommensunterschiede in Dänemark nicht zu groß und die Existenz der Menschen ausreichend abgesichert seien. Immer dann würden andere Faktoren bei der Lebenszufriedenheit mehr an Bedeutung gewinnen.